Sind Politiker „beratungsresistent“?
Noch 30 Tage und wir haben hier in Niedersachsen eine neue Landesregierung. Bis dahin werden wir allerdings von Politikern aller Couleur noch viele Weisheiten zu hören bekommen, was die andersfarbigen Parteien alles falsch machen und warum man deshalb ihre Farbe wählen soll.
Die Energiewende ist sehr beliebt als Wahlkampfthema. Mal ist man strikt gegen den Bau von weiteren Kohlekraftwerken, den überstürzten Ausbau der Windenergie, gegen das Zupflastern der Landschaft mit dem Fernleitungsnetz etc. und „erfindet“ zur Lösung der Probleme jede Menge Alternativen.
So z. B. jüngst der CDU-Landtagskandidat Dirk Gronewold. Durch einen eingebrachten Gesetzentwurf soll die Genehmigung der Gasförderung im Fracking-Verfahren erschwert werden (warum nur „erschwert“, warum nicht verboten) und alternativ zur Erschließung dieser unterirdischen Felder sollte man lieber die Windkraftenergie in Gas umwandeln und in Kavernen speichern.
Mit Verlaub Herr Gronewold, ich wage zu behaupten dass Ihnen der erforderliche Sachverstand fehlt, um die von Ihnen vorgeschlagenen Alternativen richtig bewerten zu können. Gleich meine Entschuldigung hinterher: Nicht nur Sie, auch viele „andersfarbige“ Politiker plappern ebenfalls ungefiltert das nach, was ihnen die Energie-Lobby ins Ohr flüstert.
Sie alle kandidieren als zukünftige Volksvertreter, als Vertreter des Volkes und nicht als Erfüllungsgehilfen des immer mächtiger werdenden Großkapitals. Ihr „master´s voice“ sollten nicht die anzweifelbaren Behauptungen der Energie-Monopolisten sein, sie sollten vielmehr auch ein Ohr für die Bevölkerung haben, das sie vertreten wollen.
Natürlich kann man von keinem Politiker verlangen, dass er extensive Kenntnisse über alle Fachgebiete hat, an denen er in seiner politischen Karriere mitentscheidend beteiligt ist bzw. sein wird, aber eine gesunde Skepsis über die einseitigen Aussagen der Industrie und gleichzeitig die Bereitschaft, dem Volk aufs Maul zu schauen sollten zum Handwerkszeug eines jeden Politikers gehören.
Ich möchte Ihnen nachfolgend beispielhaft ein paar Erkenntnisse aus dem Volk aufzeigen, die Sie in Ihren Entscheidungen, Äußerungen und Versprechungen nicht ungehört verhallen lassen sollten.
Dies sollen nur ein paar Beispiele sein, die Sie bei Ihren weiteren Handlungen nicht unberücksichtigt lassen sollten.
Wir, die BI Lebensqualität Horsten-Etzel-Marx e.V. sind ein Teil des Volkes, das Sie vertreten wollen. Bitte hören Sie auf uns. Für alle o. a. Behauptungen und Anschuldigungen haben wir Beweise in schriftlicher Form.
„zunächst mein ausdrücklicher Dank für den offenen Brief. Sie werden zu keinem Zeitpunkt von mir lesen
oder hören, dass ich im Besitz der allwissenden Weisheit bin. Allerdings erlaube ich mir eine Meinung zu haben. Dazu gehört auch, dass ich andere Meinungen anhöre und mich damit beschäftige. Deshalb
werde ich mich mit ihre Hinweise überprüfen und möchte - auch aus Zeitgründen - nur soviel erwidern:
Hinsichtlich des Fracking sehe ich keine Genehmigungsfähigkeit, wenn es um Gasvorkommen geht. Es gibt allerdings fachliche Anwendungen bei der Erschließung von Geothermie, wo es nicht ohne gehen
soll. Der Gesetzesentwurf regelt das Verfahren und sichert die Beteiligung der Öffentlichkeit sowie der sogenannten Träger öffentlicher Belange.
Wenn wir als Gesellschaft weder Atom- noch Kohlekraftwerke wollen, stellt sich die Frage nach der sicheren Energieversorgung. Nach Aussage sehr vieler (so z.B. Claudia Kemfert) wird Gas der
entscheidende Energieträger sein, um die Grundlast zu sichern. Und bei den erneuerbaren Energien wird es ohne Zwischenspeicher nicht gehen. Es ist wenig wahrscheinlich, dass z.B. die Norweger ihre
Fjorde dafür hergeben. Zudem wäre es technisch anspruchsvoll, wenig effektiv und ökologischer Wahnsinn. Ob Salzkavernen die Lösung sind, weiß ich nicht. Jedoch bin ich dafür es zu versuchen und zu
testen. Im Vergleich zum Fracking ist mir das lieber. Deshalb meine Aussage.
Schöne Grüße
Dirk Gronewold
Moin, moin Herr Gronewold,
vielen Dank für Ihre prompte Antwort und Ihre Zusage, meine Hinweise
überprüfen zu wollen.
Leider gehen Sie, wahrscheinlich aus Zeitgründen, sehr wenig auf meine aufgezählten Fakten ein.
Über das Renommee der von Ihnen zitierten "Klimapäpstin" Claudia Kemfert sollten Sie sich ebenfalls etwas ausführlicher erkundigen. Der nachfolgende Link wird Ihnen sicherlich neue Erkenntnisse über
diese Dame zukommen lassen:
Auch Ihre Meinung, dass es "hinsichtlich des Fracking keine Genehmigungsfähigkeit gibt, wenn es um Gasvorkommen geht", sollten Sie nochmals etwas eingehender überdenken.
Lesen Sie dazu bitte den nachfolgenden Bericht, aufgestellt von der Genehmigungsbehörde LBEG:
Hannover, den 31.10.2012
Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hat in einer neuen Rundverfügung „Mindestanforderungen an Betriebspläne, Prüfkriterien und Genehmigungsablauf für hydraulische
Bohrlochbehandlungen in Erdöl- und Erdgaslagerstätten in Niedersachsen" konkretisiert. Die Rundverfügung bildet eine für Unternehmen und Öffentlichkeit nachvollziehbare Grundlage für zukünftige
Anträge, die hydraulische Bohrlochbehandlungen (Fracking-Maßnahmen) zum Ziel haben. Die Verwaltungsvorschrift gilt zunächst für die Behandlung von konventionellen und dichten (Tight Gas)
Lagerstätten.
Eine Regelung zur Umweltverträglichkeitsprüfung und zur Öffentlichkeitsbeteiligung im Zusammenhang mit Fracking-Maßnahmen kann das LBEG in dieser Rundverfügung nicht treffen. Die Entscheidung über
das Erfordernis solcher Verfahren trifft das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit Zustimmung
des Bundesrates.
Wenn selbst die Genehmigungsbehörde keine Möglichkeit sieht, Fracking-Methoden zu verbieten bzw. nicht genehmigen zu können, wo bleibt da die von Ihnen genannte Nicht-Genehmigungsfähigkeit? Von einer Beteiligung der Öffentlichkeit sowie der sogenannten Träger öffentlicher Belange kann also nicht die Rede sein!!!
Anmerkung: Am 18.12.2012 hat SCHWARZ/GELB in Berlin den Fracking-Verbotsantrag von ROT/GRÜN
abgewiesen.
Dass nach dem Umstieg auf die EE die Notwendigkeit besteht, sog. "Windgas" zwischenzuspeichern ist für jedermann einsichtig. Ich hoffe nur, dass Sie (und alle anderen Politiker auch) in der Lage sind, die "Milchmädchenrechnung" nachzuvollziehen, dass man zur Pufferung von (nur) 2 Milliarden Kubikmetern Windgas keine Untergrundspeicher benötigt, wenn das Verbrauchernetz die Kapazität hat, 40 Milliarden Kubikmeter zeitnah, verzugslos und flächendeckend zur Verfügung zu stellen.
Das fossiles Erdgas, oder künstliches Erdgas (Methan), oder durch Elektrolyse-Verfahren gewonnener Wasserstoff integraler Bestandteil der Versorgung mit EE sein muss, ist ebenfalls noch nicht wissenschaftlich ausgereift, ökonomisch und ökologisch untersucht worden. Auch hierbei handelt es sich weitgehend um reine Spekulationen der Energie-Multies.
Bitte, bitte nehmen Sie sich die knappe halbe Stunde Zeit und sehen Sie sich den Report von Bayern-3 vom 24.06.2012 an. Nachfolgender Link bringt Sie direkt da hin.
http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/faszination-wissen/erdgas-brueckentechnologie-video100.html
Brückentechnologie oder Sackgasse? Ich hoffe, dieser Report konnte Ihre bisherige Einstellung etwas revidieren.
Ihre Schlussaussage, dass Sie dafür sind, zu versuchen und zu testen, ob Salzkavernen im Vergleich zum Fracking die bessere Lösung sind, bringt mich, ehrlich gesagt, in Rage.
Wie können Sie es zulassen bzw. befürworten, dass man ganze Landschaften, die Heimat vieler Menschen und nachfolgenden Generationen, FFH- und Trinkwasser-Schutzgebiete versuchsweise, aber irreparabel zerstört?
Sie haben garantiert die Folgen des Kavernenbaus in den küstennahen Regionen hier in Etzel und in Jemgum in Presse, Rundfunk und Fernsehen verfolgen können.
Der Zusammenbruch des Wasserhaushaltes, Grundwasserabsenkungen von mehreren Metern während der Nutzungsphase der Kavernen, die Gefahr der Salzwasserintrusion und somit Vergiftung des Trinkwassers, Bodenabsenkungen im Bereich von mehreren Metern, Beschädigungen der Infrastruktur und der privaten Immobilien, kein gesichertes Endverwahrkonzept und somit fortschreitende Bodenabsenkungen in den kommenden Jahrhunderten.........das alles ist für Sie das kleinere Übel?
Sie, die Politiker und die Industrie verlangen mehr Akzeptanz in der Bevölkerung bei der Realisierung von industriellen Großprojekten. Voraussetzung für diese Akzeptanzbereitschaft wäre jedoch, dass man die Bevölkerung über die volkswirtschaftliche Notwendigkeit, den volkswirtschaftlichen Nutzen und die ökologischen und ökonomischen Folgen aufklärt und überzeugt.
Leere Worthülsen wie z. B. " notwendig für die Versorgungssicherheit", "entscheidender Energieträger zur Grundlastsicherung", "alternativlos weil andere Lösungen technisch zu anspruchsvoll, wenig effektiv und ökologischer Wahnsinn wären", wecken in mir und bei vielen meiner Mitbürgerinnen und Mitbürgern kein Verständnis und erst recht keine Akzeptanz.
Sollten Ihre Antworten, die Sie mir in dieser u.a. mail gegeben haben, symptomatisch für Ihre Parteikollegen sein, dann sehe ich schwarz für die Fortsetzung einer Regierung in Niedersachsen und Berlin mit schwarzer Beteiligung.
mit freundlichem Gruß
Peter Prill
Am 23.04.2011 erschienen im Harlinger 2 Leserbriefe mit Bezug auf den von der IVG in aller Verschwiegenheit angestrebten Erwerb weiterer Grundstücke angrenzend an das bisherige Kavernenfeld in Etzel.